Kein anderes Wort hat eine solche Wirkung …

Wort des Pfarrers

Getauft und belehrt – und konfirmiert

Jedes Jahr werden am Palmsonntag in unserer Kirchgemeinde und in unzähligen anderen Kirchgemeinden die Kinder der 9. Klasse konfirmiert. Doch was ist das eigentlich, die Konfirmation? Ein Fest der Jungen unserer Kirche? Ein Übergangsritus auf dem Weg zum Erwachsensein?-

 „Wie ist es dazu gekommen, was ist der Grund dafür, dass es überall auf der Welt Tradition ist und junge Menschen etwas lernen sollen über Gott ?“ So fragen wir uns jeweils in der ersten Stunde des Konfirmationsunterrichts. Irgendwann sind wir dann am Ursprung der Konfirmation. Und es ist jedes Mal von Neuem eindrücklich, sich dessen bewusst zu werden: Ein Mann in Galiläa, im heutigen Israel, hat elf anderen Männern einen Befehl gegeben. Deshalb sitzen zweitausend (!) Jahre später im Unterweisungszimmer des Gemeindehauses jede Woche ein paar junge Hundwiler mit dem Pfarrer beisammen. „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und macht zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und indem ihr sie halten lehrt, alles, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28, 18ff.)

Kein anderes Wort hat eine solche Wirkung gehabt wie dieses Wort Jesu. Eine Folge davon ist, dass auch bei uns jeden Palmsonntag die Familien und Freunde einiger junger Hundwiler sich in der Kirche sammeln, um dort Zeugen zu sein, wie diese konfirmiert werden.

Was aber bedeutet „konfirmieren“?

Confirmare ist lateinisch und heisst „bestätigen, bekräftigen“. An der Konfirmation wird ganz grundlegend bestätigt, dass der Befehl Jesu auch an diesen jungen Menschen ausgeführt worden ist: Sie wurden, meist als Säuglinge, getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes. Und wie alle Getauften gehören sie deshalb zu Gott. Im Laufe der Jahre wurden sie unterrichtet in dem, was Jesus, was Gott geboten hat. Einige davon haben die Sonntagsschule besucht, alle den Religionsunterricht, die Kinderlehre und endlich den Konfirmationsunterricht. Sie haben viel gehört von unserem Schöpfer und Erlöser und mit dem Pfarrer nachgedacht über sein Wort, seine Werke und seine Wege mit uns Menschen. Zum andern sollen die Konfirmanden bestätigen, dass sie zu Jesus Christus gehören und an ihn glauben.

So werden sie entlassen in die eigene Verantwortung vor Gott. Nicht mehr die Eltern, nicht mehr der Pfarrer, sondern sie selber sind nun verantwortlich dafür, wie sie es mit Gott halten. Ob sie weiterhin in einer gewissen Regelmässigkeit zu ihm beten und sein Wort hören und bedenken und so Schritt für Schritt gehen können auf einem Lebenweg, darin der Glaube, die Hoffnung und die Liebe wachsen und gedeihen und am Ende über allem das Lob der Güte und Barmherzigkeit Gottes steht. Oder ob sie Gott vergessen und ohne ihn ihr Glück suchen.

Auch wenn das nun in der Verantwortung der Konfirmierten liegt. Wir älteren Kirchgemeindeglieder, Eltern, Nachbarn, Freunde sind hier gefordert, mehr als uns wahrscheinlich bewusst oder lieb ist. Zum einen ganz grundlegend, indem wir für diese jungen Gemeindeglieder beten; dass Gott sich ihrer annehme und sie in seine Wahrheit führe. Zum andern aber auch, dass wir selber versuchen als Konfirmierte zu leben. Auch wir wurden getauft und gehören deshalb zu Jesus Christus. Auch wir haben Gottes Wort kennengelernt und sollen nun als Christen leben. Wie anders ist es, wenn nicht nur das Kind, weil es muss, sondern hin und wieder auch Vater und Mutter freiwillig am Sonntag in den Gottesdienst gehen. Wenn nicht nur der Pfarrer in der Kirche Gott dankt und bittet, sondern auch die Mutter am Mittagstisch, der Vater am Bett. Wenn nicht nur der Pfarrer, sondern auch der Nachbar oder Freund manchmal von etwas spricht, das über die Freuden und Leiden dieser Zeit hinausgeht.

Dass wir unsere eigene Konfirmation, die darin geschenkte Gnade und damit verbundene Verantwortung wieder neu entdecken, ist für unsere Konfirmanden und für die Zukunft unserer Kirchgemeinde weit wichtiger als die Anzahl Kirchgemeindeglieder und auch die beste Kirchenpolitik.

Pfarrer David Mägli

Quelle: Hondwiler Blättli, 2. Quartal 2023