Wort des Pfarrers
Frohe Weihnachten!
„Frohe Festtage“ wünscht in den letzten Wochen des Jahres der Chlaus auf dem Plakat beim Dorfeingang. Den vielen hundert Menschen, die jeden Tag mit dem Auto durch unser Dorf fahren, den Postautopassagieren, den Wanderern, den Kunden der Säntismetzgerei.
Es ist schön, wenn wir einander etwas wünschen, etwas Gutes. Das sind nicht einfach leere Worte. Es ist Ausdruck des Wohlwollens gegenüber dem, welchem wir es wünschen und der Hoffnung, dass das Gute, das man ihm wünscht, auch eintreffen werde. Es bedeutet etwas, wenn wir uns beim Gruss einen „guten Tag“ wünschen und beim Abschied ein „Wiedersehen“ erhoffen. Natürlich war und ist hier auch heute manchmal noch Gott im Hintergrund mitgemeint, also „Gott gebe Dir einen guten Tag“ und „Gott gebe, dass wir uns wieder sehen“. Wer sonst sollte beides geben?
„Grüezi“ ist die zusammengeschrumpfte Form des Segenswunsches, „Gott grüsse Euch“. „Adieu“ bedeutet „zu Gott hin (Gott befohlen). Bei „bhüet i Gott“ ist es ebenfalls offensichtlich: „behüte Euch Gott“.
Es ist schön und hat Folgen, wenn wir einander etwas Gutes wünschen. Ob wir uns kennen, oder ob wir einander fremd sind. Erst recht, wenn dieser Wunsch noch den Namen Gottes beinhaltet und sein segensreiches Wirken erbittet.
So freue ich mich jeweils, wenn ich dieses Plakat sehe. Auch erinnert mich der Chlaus auf dem Plakat daran, wie hier bei uns in Hundwil gewisse Traditionen mit viel Freude und Einsatz gelebt werden. Wie rührend ist es jeweils, wenn die Chläuse nach dem Zäuerli einem die Hand kräftig schütteln und „Es guets Nois“ wünschen. Das sind wahrlich keine leeren Worte.
Zugleich aber frage ich mich: Weshalb heisst es auf dem Plakat nicht „frohe Weihnachten“? –
Auf dem freundlichen Plakat des Gewerbevereins ist ersichtlich, was sich immer mehr verbreitet: Wir wünschen uns immer weniger „frohe Weihnachten“, sondern nur noch „frohe Festtage“. Das mag als irrelevant erscheinen und man könnte denken: „Das spielt doch keine Rolle, es weiss ja jeder, was damit gemeint ist!“. Doch ist das so?- Ist es nicht eher Zeichen einer Entleerung des Weihnachtsfestes und in weiterem Sinn der Entchristlichung unseres Zusammenlebens, unserer Kultur, unseres Landes?-
Es gibt auch in unserem Dorf bereits (wenige) Kinder, die nicht mehr wissen, weshalb wir Weihnachten feiern. In den Städten und deren Agglomeration sind es viele. Und nicht nur Kinder. Weihnacht, die „wihe Naht“, die „geweihte/heilige Nacht“ ist mancherorts zu einem sinnentleerten Fest verkommen, da man sich gegenseitig beschenkt und mit Familie und Freunden ein gutes Essen geniesst und Gemeinschaft pflegt. Der Grund des Festes und der Grund dafür, dass wir uns beschenken, wird je länger je mehr nicht mehr gefeiert, ist nicht mehr bekannt und irrelevant: Dass Gott uns seinen Sohn zur Vergebung unserer Schuld geschenkt hat.
Um so wertvoller ist es, dass in Hundwil insgesamt noch ein gutes Dutzend Kinder bereit sind in den Wochen vor Weihnacht in der Sonntagsschule mit den Sonntagschullehrerinnen, in der Schule mit dem Pfarrer und zu Hause mit den Eltern oder Geschwistern ihre verschiedenen Rollen und Texte einzuüben, als Maria, Josef, Herodes, Weise, Engel, Hirten, Esel, Ochs.
So dass während des Übens und dann an der Sonntagsschulweihnacht Junge und Alte wieder etwas davon hören und merken dürfen: Wir feiern nicht einfach irgendein Fest, sondern Weihnachten. Die heilige Nacht, da der Engel zu den Hirten gesprochen hat: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lukas 2, 11).
In diesem Sinne wünsche ich Euch, liebe Hundwiler, wenn es dann soweit ist, frohe Weihnachten!
Pfr. David Mägli
Quelle: Hondwiler Blättli 4. Quartal 2024