Pfingsten entgegen – der Heilige Geist

Wort des Pfarrers

der Heilige Geist – Beistand, Tröster und Fürsprecher

Nach Ostern hat die Angst, die Verzweiflung, die Verlorenheit der Jünger Jesu sich nach und nach zu wandeln begonnen. Immer wieder hat der Auferstandene sich ihnen gezeigt. Hat mit ihnen gegessen und getrunken. Hat ihnen in den Heiligen Schriften Israels zu verstehen gegeben, dass der Christus leiden musste und weshalb dieses sein Leiden das Heil der Welt ist (Lk 24, 26f.). Vierzig Tage nach Ostern dann, war es, als Jesus vor den Augen seiner Jünger in den Himmel emporgehoben wurde.

Wieder wurde ihr Meister ihnen genommen. Doch unter welch anderen Voraussetzungen als damals im Garten Gethsemane! Jesus hatte ihnen ihre feige Flucht, wie all ihre Schuld, Kraft seines Todes vergeben. Und wenn er nun Heim ging zu seinem Vater in den Himmeln, dann nicht, um dort für sich endlich die verdiente Belohnung zu geniessen, sondern um seine Herrschaft zur Rechten des Vaters anzutreten und auszuüben: „Mir ist gegeben alle Macht, im Himmel und auf Erden. Geht hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie halten lehrt, alles was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende!“(Mt 28, 18ff.).-

Anders als alle Religionsstifter dieser Welt, hat Jesus seine Jünger nicht allein zurückgelassen, mit einer Lehre, die es zu befolgen gilt. Er hat ihnen den Beistand des Heiligen Geistes versprochen (Joh 14, 16).
Zehn Tage nachdem Jesus von ihnen gegangen war, traf ein, was er verheissen hatte. Pfingsten. Der Heilige Gott durchbricht die Trennmauer zwischen sich und uns Sündern.

Doch was ist da eigentlich passiert? Sind die Jünger plötzlich verwandelt worden in andere, bessere Menschen? Haben die Leute gesagt: „Schaut mal diese da, wie erlöst sie aussehen und wie freudevoll sie wirken!“? –
Nein. Der Heilige Geist ist keine unpersönliche Kraft, die uns „begeistert“ und in gute Menschen verwandelt. Er ist keine anonyme Energie, die wir irgendwie kanalisieren und für unsere „guten“ Vorhaben und Projekte umleiten und gebrauchen könnten. Er ist keine Sache über die wir verfügen.
Der Heilige Geist ist der Tröster, Beistand und Fürsprecher den Christus uns gesandt hat. Sein Werk ist anders, als wir es uns vorstellen, für den Augenschein weniger, in Wahrheit unendlich mehr. Er hat die Propheten und Apostel begabt und durch sie dafür gesorgt, dass wir und Menschen in tausend anderen Sprachen die grossen Taten Gottes hören können in der Bibel (2. Tim 3, 16)! So lehrt und erinnert er uns an alles, was Christus gesagt und getan hat (Joh 14, 26) und führt uns in die ganze Wahrheit (Joh 16, 13): Er zeigt uns auf, dass wir Sünder sind und Gott gerecht (Joh 16, 8 – 11). Er nimmt sich unserer Schwachheit an und betet und seufzt für uns (Röm 8, 26). Anhand der Heiligen Schriften des Alten und Neuen Testaments lehrt er uns verstehen und begabt uns mit dem Glauben an das Evangelium, das kein Mensch von sich aus glauben und verstehen kann. Dass unser Herr durch seinen Tod am Kreuz nicht gescheitert ist, sondern gerade dadurch den Sieg über die widergöttlichen Mächte dieser Welt, über Sünde, Tod und Teufel errungen und uns mit unserem Schöpfer versöhnt hat (vgl. Apg 2, 14 – 36).
Er ist es auch, der verantwortlich ist, dass wir Sonntag für Sonntag Gottesdienst feiern und 40 Tage nach Ostern Christi Himmelfahrt und wieder 10 Tage später Pfingsten. So sorgt er dafür, dass wir nicht nur das hören was Menschen sich ausdenken, was kirchliche und politische Gremien, Zeitungen, Radio und Fernseher sagen und tun, wovon das meiste morgen schon wieder vergessen ist und führt uns die Wahrheit, die frei macht (Joh 8, 32). Wir dürfen hören und hineinwachsen in das, was Gott denkt, sagt und tut, was auch dann noch gelten und sein wird, wenn diese Welt längst nicht mehr ist!
Pfr. David Mägli, Hundwil

Quelle: Magnet 05/2022, Leitartikel „Pfingsten entgegen“