03 Die Treue Walter Klarers zum Gotteswort

Lebensdaten Walter Klarers

geboren 27. Februar 1499 (?) in Hundwil

1509 – 1515     Schule in St. Gallen

1515 – 1517     Studien in Schaffhausen und Bern 
1517 – 1521     Studium an der Universität Paris
1522 – 1530     Pfarrer in Hundwil

1522                 3. Sonntag im August, 1. Predigt im reformatorischen Sinn
1528                 6. – 26. Januar Teilnahme an der Disputation in Bern
1530 – 1531     Pfarrer in Herisau
1531 – 1532     Pfarrer in Gossau
1532 – 1543     Pfarrer in Urnäsch
1543 – 1567     Pfarrer in Hundwil (schreibt die Appenzeller Chronik)

Der Landsgemeindebeschluss vom 24. April 1524

Am 24. April 1524 entschied die Landsgemeinde in Appenzell, dass

Wer dem zuwider handeln würde, der solle das Land verlassen und es solle ihm Mus und Brod zu essen verboten sein“, hiess es weiter in dem Beschluss der Landsgemeinde.

Gott sei Dank wurde diese Härte schon bald gemildert! Anders als in vielen Orten der damaligen Eidgenossenschaft, ist im dreizehnten Ort Appenzell die Reformation insgesamt sehr friedlich verlaufen.

Glaubens- und Gewissenfreiheit – die Landsgemeinde vom 6. August 1524

Bereits an der ausserordentlichen Landsgemeinde vom 6. August 1524 wurde mit dem Kirchhöriprinzip auch die Glaubens- und Gewissensfreiheit eingeführt (die gesamteidgenössisch erst in der Verfassung von 1848 verankert wurde): 

„Man soll in jeglicher Kirchhöri meeren, wellichen Glouben sie wellti annehmen, und was denn die meerer Hand erhalte, dem solle die minder volgen, doch das der Glouben frey syge, und dass keine Partey die ander zu glauben zwinge, sondern wohin ein jeglichen syn gwüssen wyse, dem sölle er nachfolgen, dergstalt, dass wenn es einem in der Kilch nit gfalle, dass er in einer Ander ohne alle Entgeltnuss dürfe gon; man solle aber in einer Kilch nit mer dann ein Gottesdienst üben.

„Non vi, sed verbo“ – „Nicht durch Gewalt, sondern durch das Wort“ – Kappeler Kriege

Was der Christenheit zur Zeit der Reformation wieder neu geschenkt worden ist, das Evangelium, das ist etwas, das man nicht mit menschlicher Macht durchsetzen soll. Zum Glauben kann niemand gezwungen werden. Das Gewissen eines Menschen ist nur seine und seines Gottes Angelegenheit. Gott selbst hat in Jesus Christus auf seine Macht verzichtet und will durch sein Wort unser Vertrauen und unsere Liebe gewinnen, nicht erzwingen. 

Der Hundwiler Pfarrer Walter Klarer hat mit seiner bescheidenen und treuen Art viel dazu beigetragen, dass dies im Appenzellerland wie kaum woanders Wirklichkeit werden konnte.

Dass Gewalt nicht im Sinne Jesu ist, haben dann auch die Kappeler Kriege zwischen der reformierten Stadt Zürich und den römisch-katholischen Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug gezeigt. Nachdem der Zürcher Reformator Zwingli und mit ihm viele reformierte Pfarrer und Ratsherren im Krieg 1531 gefallen waren, notierte der gute Freund und Ratgeber Klarers, der St. Galler Reformator Vadian: „….an welcher straf Got wol anzaiget hat, dass die diener des Wortz nit zuo krieg, sonder zuo friden richten und leren sölind!

Zusammenfassendes Zitat aus Walter Klarers Chronik

Do man Zalt von der gepurt Christi Unßers Herren 1521 Jarr, bin Ich Walter Klarer, geporner Landtman zu Appenzell, widerumb von Pariß, Da Ich vier Jarr lang uff der Schull in stipendio Regio gsin, In myn Vatterland kommen. Hab da nüt Anders funden Dann den ganzen vollkommnen Papismum, wie dann Domallen an Allen Orthen in der gantzen Eidtgnoschafft was, ußgenommen Zürich hat etwas Anfangs in Euangellio Christo. Gott Lob.

Hernach aber im 1522 Jarr fieng man an von dißem grosßen Handell by unß Reden, Büechli Leßen, und zwyträchtig werden, ….

wurdend unßer etlich Priester zu Heilliger Göttlicher schrifft veranmuttet und gezogen. Gott sige Lob und Danck, Dem alle Ehr allein zugehört. 

Die anderen Priester aber warend der mehr theill erstlich vast all darwider, wie die Bäpstler noch sind vnd thun. 

Also fieng man zu beden Partheyen an Predigen und gab unß Gott vill Gnad und stercke zu reden und erscholl sin wort Im gantzen Land, …Also namm das wort Gottes souill zu in kilchen und gantzen gmeinden, das man In Siben Pfarrkirchen das heilig Euangelium anfung Predigen und den Päpstlichen Jrthumben widersprechen, …

Brief von Walter Klarer an Vadian mit seiner Unterschrift (rechts)