Wort des Pfarrers
Das Lied des Bauern – das Schöpferlob
Während in vielen anderen Gegenden unseres Landes der Boden vertrocknete und ein bedrückendes Braun dominierte, wenn man den Blick über die Felder schweifen liess, haben bei uns in Hundwil auch dieses Jahr wieder die Wiesen frisch und grün geleuchtet und Auge und Herz erfreut. Immer wieder hat der Himmel es bei uns regnen lassen und so den Boden, Gras, Büsche, Bäume und auch die Tiere getränkt. Unsere Bauern konnten einmal mehr gutes Futter ernten für ihr Vieh.
Dass dies alles andere als selbstverständlich ist, haben wir mehr als genug aus den Nachrichten aus nahen und fernen Regionen gehört. Es ist auffällig, wie gross manchmal der Unterschied schon nur in unserem kleinen Land ist. Hundwil scheint da irgendwie besonders gesegnet zu sein. Hören wir von unseren Familienangehörigen in der Nordwestschweiz von Hitze und anhaltender Trockenheit, dürfen wir jeweils dankbar sagen: „Bei uns ist es nicht so schlimm.“
Doch trotz teilweise extremen Wetterbedingungen in einigen Regionen unseres Landes ist auch das Jahr 2023 für die Schweizer Bauern insgesamt ein gutes Erntejahr. Die Ernteerträge fallen in etwa gleich hoch aus wie in den Jahren zuvor.
Wir haben also auch dieses Jahr wieder viel Grund, unserem Schöpfer Dank zu sagen. Dank dafür, dass er einmal mehr so treu, gütig und überfliessend am Werk gewesen ist. Wenn er in seiner Schöpfermacht die Zeiten des Jahres, die Kräfte der Elemente und die Arbeit und Mühe von uns Menschen vereint hat, um uns Speise und Trank zu verschaffen. Speise und Trank, die uns am Leben erhalten, unsere Herzen und Gemüter erfreuen und stärken und uns Mut und Lust geben zum Leben. Die Früchte die gewachsen sind auf Feldern, Sträuchern und Bäumen, reichliche Ernten auf dem Acker und im Garten, Kälber, die gesund und munter geboren worden sind, Milch die gemolken werden konnte, und noch vieles mehr. All das ist alles andere als selbstverständlich und nur möglich, wenn der Schöpfer sein Schöpferwerk tut. Wie es der Dichter Matthias Claudius in seinem Bauernlied in Worte gefasst hat:
Wenn ich im Unterricht mit den Kindern manchmal über das Beten rede, dann stelle ich meistens etwas betroffen fest, dass in vielen Familien am Tisch nicht mehr gebetet wird. Vielleicht noch beim Grosi. Zu Hause aber wird selten gedankt für das, was auf dem Tisch steht. Das, was uns am Leben erhält, was andere Menschen teilweise schmerzlich entbehren. –
Frage ich die Kinder, wieso das so ist, dann wissen sie darauf keine rechte Antwort. Auf die Frage ob sie sich denn nicht auch bedanken bei ihren Eltern, Freunden, Lehrern, wenn diese Ihnen etwas schenken, lautet die Antwort unisono: „Ja, doch!“ Alle sind der Meinung, dass man sich bedanken soll. Es gehört sich so. Es ist anständig und höflich.
Wenn es gegenüber Menschen so ist, dann sollte es Gott gegenüber noch viel mehr so sein, oder? Das leuchtet den Kindern jeweils ein.-
Jedes Jahr feiern wir Erntedankgottesdienst. Das ist eine schöne und gute Gepflogenheit. Auch dieses Jahr wird wieder das Jugendchörli mitsingen, ebenso die Kinder des Religionsunterrichts. Einmal im Jahr danken wir so gemeinsam unserem Schöpfer und werden daran erinnert, dass es Tag für Tag vieles gibt, wofür wir Danke sagen können. Den Menschen, die uns Gutes tun und für uns sorgen und uns helfen. Weit mehr noch aber unserem Gott, der über alles menschliche Mass hinaus gütig und treu ist. Das braucht nur wenig von uns und verändert doch so vieles; in unseren Herzen, in unseren Häusern, in unserem Dorf. Denn
Pfarrer David Mägli
Quelle: Hondwilerblättli, 4. Quartal 2023