«Eure Freundlichkeit lasst kund sein allen Menschen! Der HERR ist nahe!» Philiper 4,5
Jakob Künzler – Fluchthelfer und Waisenvater der armenischen Kinder
Liebesdienst an den Kranken und Verwundeten
2015 ist es 100 Jahre her, seit im Gebiet der heutigen Türkei das Schreckliche seinen Lauf nahm, das man später den ersten Völkermord der Moderne genannt hat. Männer, Frauen, Kinder, Greise wurden ihrer Ehre und ihres Besitzes beraubt, deportiert, misshandelt, vergewaltigt und systematisch ermordet. Zum allergrössten Teil waren es Armenier, aber auch syrische und aramäische Christen und muslimische Kurden, von denen das Land „gereinigt“ wurde. Die Zahl der Opfer wird auf weit über eine Million geschätzt.
Jakob Künzler, am 8. März 1871 in Hundwil geboren, wurde vor Ort zum Zeugen des Geschehens. Mit seiner Frau Elisabeth und anderen Mitarbeitern der Missionsstation in Urfa konnte er für einige wenige zum Helfer und Tröster werden. In einem steten Strom unfasslicher Grausamkeiten bot die Klinik, die er leitete, einer kleinen Zahl von Verstörten und Verwundeten Zuflucht und medizinische Betreuung. Wo andere stumpf und gleichgültig wurden, vermochten Jakob und Elisabeth Künzler mit einer unerschütterlichen Liebeskraft den Ängsten zu trotzen und Tag für Tag für Gequälte da zu sein. Die tägliche Morgenandacht und der Sonntagsgottesdienst gaben ihnen die nötige Kraft und Zuversicht. Im gemeinsamen, abendlichen Unservater durften sie sich und die sie umgebenden Nöte jeden Abend neu dem Willen und der Allmacht ihres Gott und Vaters im Himmel anbefehlen.
Angesichts des so schrecklichen, schändlichen und feigen Handwerks des Raubens und Tötens liess er sich doch nicht zu pauschalen Anklagen hinreissen, im Wissen, dass Gott dereinst gerecht richten wird.
Künzler angesichts all der Greuel:
«Nicht Kraut, nicht Pflaster, nicht Geld, nicht Pflege heilt auch hier den Schaden, sondern allein das Wort des Evangeliums, das alles heilet.»
Künzler im Rückblick auf 23 Jahre in Urfa:
«War’s umsonst? Der Glaube spricht: Nein!»
Jakob Künzler’s Lebensweg
1871 Geburt von Jakob Künzler im Rothuus (Sonnenfeld)
1877 stirbt sein Vater. Er hinterlässt 6 Kinder.
1882 stirbt die Mutter. Danach Arbeit in der Textilfabrik.
1886 Lehre als Zimmermann in Stein, beim Vetter-Götti.
1893 Ausbildung als Diakon der Basler Mission im Bürgerspital Basel.
1895 Massaker der Türken am armenischen Volk
1899 Ausreise nach Urfa im Auftrag der Christlichen Ostmission.
Bis 1921 in Urfa. Er wächst rasch in medizinische Verantwortung, sicher auch weil er rasch Armenisch, Arabisch, Kurdisch, Englisch lernt.
Ab 1915 Systematische Ermordung des armenischen Volkes. Jakob und Elizabeth Künzler bieten vielen Zuflucht und riskieren ihr Leben.
1922 Künzler führt 8000 Waisenkinder durch Wüsten und Berge in den Libanon, wo er in Ghazir ein Heim für 1400 Waisenmädchen eröffnet.
1935 baut er ein Lungensanatorium in Azounieh, in den liban. Bergen.
1947 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Basel.
1949 stirbt Jakob Künzler in Ghazir.
Flüchtlingskarawane – Jakob Künzler gelingt 1922 mit 8’000 Kindern die Flucht in den Libanon
«Mama» Künzler mit Waisenkindern